Die Betäubung von Nutztieren vor der Schlachtung ist ein kritischer Prozess mit direkten Auswirkungen auf den Tierschutz und die Qualitätssicherung. Eine durchschnittliche Fehlbetäubungsrate von bis zu 9 % zeigt, dass bestehende Verfahren oft unzureichend sind. Es fehlt bislang an einem System, das den Betäubungszustand präzise, objektiv und in Echtzeit überwacht und dokumentiert, um das Tierwohl zu gewährleisten und die Transparenz in der Schlachtbranche zu verbessern. Das Ziel unseres Projektes NumbWatch war daher die Entwicklung eines Sensorsystems, das den Betäubungszeitpunkt, die Tiefe der Betäubung und den Todeszeitpunkt von Rindern und Schweinen verlässlich erfasst. Die Integration in den Betriebsablauf von Schlachthöfen dient der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und fördert den Tierschutz; ein akustisch-visuelles Warnsystem sollte bei unzureichender Betäubung sofort Alarm auslösen.
In enger Zusammenarbeit mit den Projektpartnern GEPE Geimuplast GmbH und ESYS GmbH wurde ein funktionales Sensorsystem entwickelt. Es erfasst wesentliche physiologische Parameter wie Muskelkontraktion, Hautpotential, Hautwiderstand und Hauttemperatur. Diese Daten werden mit Hilfe der chronobiologischen Regulationsdiagnostik ausgewertet. Die Sensoren wurden in ein robustes Gehäuse integriert und zusammen mit elastischen Fesselbändern an der Fußfessel der Tiere befestigt. Tests zeigten bei Rindern vielversprechende Ergebnisse, während bei Schweinen Anpassungen in der Anbringung erforderlich sind, um den Sensor sicher zu befestigen und die Datenqualität zu verbessern. Die Datenübertragung erfolgte über ein optimiertes WLAN-Modul.
Das entwickelte Sensorsystem konnte bei Rindern erfolgreich angewendet werden und lieferte klare Indikatoren für den Betäubungszustand. Es zeigte Veränderungen in der Regulationsaktivität und -güte während des Betäubungsprozesses, was die geforderte objektive Bewertung ermöglicht. Bei Schweinen sind die Prozesse verhaltensbedingt wesentlich komplexer, insbesondere hinsichtlich der Befestigung der Sensoren. Die damit verbundenen Einschränkungen minderten die Verfügbarkeit und Qualität der erfassten Daten. Mit NumbWatch konnte gezeigt werden, dass eine objektive und tierschutzgerechte Überwachung der Betäubung technisch möglich ist. Die Ergebnisse bilden eine solide Grundlage für zukünftige Optimierungen, insbesondere für den Einsatz bei Schweinen. Die weitere Entwicklung wird auf die Verbesserung der Befestigungssysteme, der Datenqualität und der Visualisierungssoftware fokussieren. Mit diesen Fortschritten kann das NumbWatch-System dazu beitragen, neue Standards im Tierschutz und in der Prozesssicherheit der Schlachtbranche zu etablieren.
Innovationskompetenz (INNO-KOM) des BMWK, Modul Marktorientierte Forschung (MF)
EuroNorm GmbH
• ESYS GmbH, Berlin
• GEPE Geimuplast GmbH, Farchant
M. Sc. Sandra Nitsch