In der Milchviehhaltung können durch ein schlechtes Fruchtbarkeitsmanagement, insbesondere durch unzureichende Brunsterkennung und Brunstnutzung, enorme Verluste entstehen. Bei nur einem verlorenen Zyklus je Kuh und Jahr lassen sich für den Rinderbestand in Deutschland (2009) die Verluste auf etwa 220,8 Mio. ? hochrechnen. Hauptziel des Vorhabens war die Entwicklung eines innovativen sensorgestützten Monitoring-Systems zur Optimierung der Reproduktion von Milchrindern durch eine verbesserte und sichere Brunsterkennung bei Kühen und Färsen.
Technische Entwicklungsabschnitte wechselten sich ab mit Testphasen in der Praxis, wobei die Messungen im Wesentlichen auf dem Hof Marienhöhe in Bad Saarow an Rindern in Anbindehaltung mit Weidegang durchgeführt wurden. Im Rahmen des Projektes konnte ein multiparametrisches, telemetrisches Messsystem zur Erfassung psycho-physiologischer Parameter in Verbindung mit chronobiologischer Datenanalyse entwickelt. Die Befestigungsproblematik (Halsband) gestaltete sich schwieriger als angenommen und bedarf zur Entwicklung eines dem täglichen Einsatz im Stall gewachsenen Modells weiterer Bearbeitung. Rinder zeigen während der Brunst einen charakteristischen Verlauf der erfassten psycho-physiologschen Parameter Hautpotential (vegetativ-nervale Reaktion), Hautwiderstand (vegetativ-emotionale Reaktion), Elektromyogramm (muskuläre Reaktion) sowie der Hauttemperatur. Gleichfalls verändert sich die Synchronisation, d. h. die interne Abstimmung der im Körper ablaufenden Prozesse. In Folge können Algorithmen entwickelt werden, die in der Lage sind, die visuelle Beurteilung des Datenmaterials durch den Menschen nachzuvollziehen und die dann als Basis der automatischen Erkennung der Brunst bis hin zur Ovulation und daraus resultierend der Bestimmung des optimalen Besamungszeitpunktes dienen können. Eine Einbindung dieser Technologie in ein Herdemanagementsystem würde für die landwirtschaftliche Praxis einen enormen Gewinn bedeuten.
EuroNorm GmbH
Dr. Kira Kultus, Dr. Hans-Ullrich Balzer